Die Thaikatze oder auch die Geschichte von der „alten-neuen“Siamkatze“
Die Geschichte der Thaikatze ist eng mit der der Siamkatze verbunden denn „Thai“ ist der Name für die authentische, klassische und traditionelle Siamkatze. Als sich gegen Ende der 1960er Jahre der Trend entwickelte immer schlankere und extremere Siamesen zu züchten verschwand der ursprüngliche Typ fast gänzlich da dessen Züchter auf Ausstellungen nicht mehr konkurrenzfähig waren. Einer Hand voll „Unverbesserlicher“ ist es zu verdanken dass die traditionelle Siamkatze bis heute überlebt hat und schließlich im Jahr 1990 von der WCF (World Cat Federation) und im Jahr 2007 von der TICA (The Cat Fanciers‘ Association, Inc.) unter dem neuen Namen „Thai“ mit einem eigenen Rassestandard anerkannt wurde.
Die Thaikatze ist also eine waschechte Siamkatze und somit eine der ältesten bekannten und gezüchteten Katzenrassen der Welt. Die ältesten Aufzeichnungen stammen aus dem „Tamra Maew“ einem Manuskript mit Gedichten und Zeichnungen aus dem Königreich Siam aus dem Zeitraum 1350 – 1767 welches in der Thailändischen Nationalbibliothek aufbewahrt wird. In Thailand trägt die Siamkatze bis heute den historischen Namen „Wichien-maat“ (วิเชียรมาศ) was soviel bedeutet wie „Mond Diamant“. Sieht man sich den Stammbaum einer Thaikatze genauer an wird man in ihm auch früher oder später Siamkatzen unter den Vorfahren finden da der Outcross mit moderaten Siamesen gemäß gültigem Rassestandard erlaubt ist. Eine Einkreuzung von Fremdrassen wie Britisch Kurzhaar, Burma, Europäisch Kurzhaar oder Exotisch Kurzhaar ist weder erlaubt noch erwünscht da sowohl der Typ im Sinne des Rassestandard leidet (Unterwolle, runde Köpfe, gedrungene Körper, Fehlfarben) als auch der unverwechselbare Siamcharakter verloren geht.
Ein Name für die „alte-neue Siamkatze“
Der Name der „Thaikatze“ ist wie bei der „Siamkatze“ eine Anspielung auf das Mutterland Siam dessen Name 1939 erstmals in Thailand umbenannt wurde, nach dem 2. Weltkrieg aber wieder in Siam zurückbenannt und schlussendlich 1949 erneut in Thailand („Prathet Thai“ = das „Land der Freien“) geändert wurde. Ähnlich turbulent verlief auch die Namensfindung für die traditionelle Siamkatze, die wenigen noch übrigen Züchter hatten sich eine Teilung der Rasse „Siam“ in zwei Typen (alter und neuer) gewünscht jedoch fand dieser Vorschlag bei den in der Anzahl weit überlegenen Züchtern des extremen Typs wenig Zustimmung und so bekam die traditionelle Siamkatze schließlich den Namen „Thai“.
Etwas Historisches
Im Jahr 1884 wurden die ersten Siamkatzen nach England importiert und erfreuten sich bald großer Beliebtheit. Auf „Mo“ und „Phia“ (importiert vom britischen Generalkonsul Mr. Owen Gould) und „Suzan“ und „Tiam O’Shian“ kann man die Stammbäume von rund der Hälfte aller Siamkatzen in England zurückführen. In Deutschland konnte man bereits 1895 ein Pärchen Siamkatzen im Zoologischen Garten zu Dresden bewundern. Im Jahr 1892 wurde in England der erste Rassestandard verfasst, der Name des ersten Siam Champion war „Wankee“ ein aus Hongkong importierter Kater, 1902 wurde der Standard angepasst. Seit 1958 gelten nach einer erneuten Änderung des Rassestandards Schielen und Knickschwanz als schwerwiegender Fehler. In Deutschland wurden 1927 die ersten Siamkatzen in Zuchtbüchern registriert, 1949 folgte hierzulande der erste Rassestandard und die Anerkennung in der FIFe (Fédération Internationale Féline).
Von England und Thailand aus trat die Siamkatze ihren Siegeszug in der ganzen Welt an und wurde eine echte Moderasse. Im Jahr 1961 sollen ca. 75% aller in England registrierten Katzen Siamesen gewesen sein!
Die Farben der traditionellen Siamkatze
Dem Pioniergeist und der Hartnäckigkeit einiger Züchter ist die heutige Farbvielfalt bei der Siam- und Thaikatze zu verdanken denn die frühen Rassestandards erkannten zu allererst nur Katzen in der Farbe seal point an. Heute gibt es die Farben seal point, chocolate point, blue point, lilac point, red point, cream point, und deren tortie und tabby Varianten.
Aussehen
Die ideale Katze dieser Rasse ist eine mittelgroße bis leicht große Maskenkatze orientalischen Typs, welche von den einheimischen Katzen Thailands abstammt und ihnen gleicht. Die Thai soll gleichzeitig das lebende Äquivalent der Original-”Wichien-maat” des alten Siams und der “Marder-gesichtigen” Siam von Anfang des 20. Jahrhunderts in Amerika und Europa sein. Es kann nicht genug betont werden das die Thaikatze in keiner Hinsicht extrem sein soll, jedoch ihr Aussehen und ihre Persönlichkeit ihr thailändisches Erbe widerspiegeln sollen. Die Thai ist und soll keine westliche Rasse sein und soll einer solchen auch nicht ähneln!
Ihr Kopf ist ein modifizierter Keil von mittlerer Breite mit runden Wangen und einer sich verjüngenden Schnauze, er ist länger als breit aber nicht extrem oder schmal und definitiv nicht rund. Im Profil ist die Nasenlinie nahezu gerade mit einem leichten Gefälle ab knapp oberhalb der Augen. Die Augen sind von einem intensiv leuchtendem Blau und ähneln einer sehr vollen Mandelform, dennoch sind sie dabei nicht so orientalisch wie bei den Siamkatzen des extremen Typs. Die Ohren sind mittelgroß bis groß, breit an der Basis und enden in einer ovalen Spitze. Der Körper ist mäßig lang, anmutig und geschmeidig wie bei einem kleinen Panther. Er ist gut proportioniert aber weder röhrenförmig noch gedrungen. Die Thai steht auf ovalen Pfoten die ebenso wie die Beine harmonisch zur Katze und dem gewünschten sog. orientalischen Typ passen. Das Fell ist sehr kurz bis kurz und hat keine Unterwolle. Die Körperfarbe sollte hell und frei von Flecken und Streifen sein, die Pointfarbe an Füßen, Maske, Ohren und Schwanz im Ton miteinander übereinstimmen. Ein züchterischer Outcross ist nur mit Siamkatzen des nicht zu extremen Typs erlaubt.
Quelle: TICA Rassestandard Thai
Pflege
Aufgrund des kurzen Fells und der fehlenden Unterwolle gestaltet sich die Fellpflege bei der Thaikatze recht einfach. Abgestorbene Haare entfernt man durch Streicheln, mit feuchten Händen oder einer Gummibürste für Kurzhaarhunde.
Charakter
Die Thaikatze ist wie ihre schlankere Zwillingsschwester die Siamkatze eine sehr intelligente und menschenbezogene Katze. Sie ist sehr sozial, verspielt und gesprächig und sollte aus diesen Gründen auch niemals alleine gehalten werden! Einige Vertreter dieser Rasse lieben es Gegenstände zu apportieren und können sowohl Türen als auch Schubladen öffnen. Nicht selten bleiben sie „ihrem“ Menschen ein Leben lang treu – dieser Eigenschaft hat sie auch den Titel „Hund im Katzenpelz“ zu verdanken.
Wissenswertes
Thaikatzen kommen wie alle Pointkatzen schneeweiß zur Welt, erst mit ein paar Tagen färbt sich langsam der Nasenspiegel ein und das große Farbenraten beginnt. Bei hellen Farben wie z. B. lilac point dauert es mitunter bis zu zwei Jahre bis sich die Pointfarbe der Maske vollständig ausgebildet hat und sich in ihrer ganzen Schönheit zeigt.
Weiterführende Infos
Noch mehr Infos über die Thaikatze: http://daisuki-thai.de/infos/die-thaikatze/
Alte Fotos berühmter Katzen: http://daisuki-thai.de/infos/beruehmte-vorfahren-unserer-katzen/
Buchempfehlungen antik und neu: http://daisuki-thai.de/infos/antike-buecher-ueber-siamkatzen/
Zuchtchronik (Rassestandard und Farbanerkennungen): http://daisuki-thai.de/infos/von-der-vergangenheit-zur-gegenwart-eine-chronik-der-siamesenzucht/
Rassestandards: http://daisuki-thai.de/infos/rassestandards/
Old-Style Siamese Club UK: http://www.oldstylesiamese.co.uk/